Chronik der Soziologie

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Chronik der Soziologie (teilweise auch Politologie)

Max Weber, 1894
Vilfredo Pareto
Robert K. Merton, 1965
Marshall McLuhan, ca. 1936
Ralf Dahrendorf, 1980
Jürgen Habermas, 2007
Alice Schwarzer, 2010
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Ulrich Beck, 2012
Anthony Giddens, 2004

Antike und Mittelalter

  • 13. Jahrhundert: Der chinesische Historiker Ma Duanlin (1245–1322) argumentiert soziologisch
  • ca. 1380: Der Tunesier Ibn Khaldun (1332–1406) schreibt in "Muqqadimah" Geschichte sehr soziologisch.

Neuzeit

Bis 1900

  • 1767: Der schottische Historiker und Sozialethiker Adam Ferguson (1723–1816) untersucht in "An Essay on the History of Civil Society" soziale Interaktion.
  • 1780: Der französische Priester und Staatsmann Emmanuel Joseph Sieyès (1748–1836), der in der Anfangsphase der Revolution eine große Rolle spielt, erfindet den Neologismus "Soziologie", veröffentlicht aber seine Aufzeichnungen nicht. [1]
  • 1813: Der französische Sozialreformer Henri de Saint-Simon (1760–1825) veröffentlicht "Physiologie Sociale"
  • 1835: Der belgische Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet (1796–1874) veröffentlicht sein Werk "Über den Menschen und die Entwicklung seiner Fähigkeiten"; er begründet auch die Kriminologie und erfindet den Body Mass Index.
  • 1837: Die englische Schriftstellerin Harriet Martineau (1802–1876) veröffentlicht ihr Werk "Society in America" (3 Bände)
  • 1838: Der französische Positivist Auguste Comte (1798–1857) entwirft eine neue Wissenschaft und macht den Begriff "Soziologie" bekannt. Er ist bipolar gestört und oft in Heilanstalten.[2]
  • 1851: Der englische Sozialphilosoph Herbert Spencer (1820–1903) schreibt "Social Statics". Spencer prägt 1861 auch den Begriff "survival of the fittest".
  • 1881: Der Franzose Pierre Guillaume Frédéric le Play (1806–1882) gründet die Zeitschrift "Reform sociale"
  • 1885: Der polnische Jude Ludwig Gumplowicz (1838–1909) schreibt das darwinistische "Der Rassenkampf"
  • 1887: "Gemeinschaft und Gesellschaft" wird vom deutschem Soziologem, Nationalökonomen und Philosophen Ferdinand Tönnies (1855–1936) veröffentlicht.
  • 1895: Der konservative Franzose Gustave le Bon (1841–1931) schreibt das grundlegende Werk der Massenpsychologie "Psychologie der Massen"
  • 1895: "The American Journal of Sociology" wird vom US-amerikanischen Soziologen Albion Woodbury Small (1854–1926) gegründet
  • 1897: Der französische Soziologe und Ethnologe Émile Durkheim (1858–1917) veröffentlicht "Le suicide: Étude de sociologie". Die Übersetzung "Der Selbstmord" wird 1973 veröffentlicht.
  • 1898: Zeitschrift "L’Année Sociologique" wird von Émile Durkheim gegründet.
  • 1899: Der schwarze Politiker W. E. B. Du Bois (1868–1963) veröffentlicht seine Forschungsarbeit "The Philadelphia negro"
  • 1899: Der US-amerikanische Ökonom und Soziologe norwegischer Abstammung Thorstein Veblen (1857–1929) veröffentlicht sein Werk "The Theory Of The Leisure Class" (Übersetzung "Die Theorie der feinen Leute"). Er übt scharfe Kritik an den Reichen wegen ihres Geltungskonsums und ihrer Faulheit.

20. Jahrhundert

  • 1900: Der deutsche Kulturphilosoph und Mitbegründer der formalen Soziologie Georg Simmel (1858–1918) veröffentlicht sein Opus magnum "Philosophie des Geldes", wie die Geldwirtschaft sich immer mehr verselbstständigt und schließlich alle anderen Daseinszwecke in den Schatten stellt. [3]
  • 1902: Der US-amerikanische Soziologe Charles Cooley (1864–1929) schreibt "Human Nature and the Social Order"
  • 1904/5: Der Deutsche Max Weber (1864–1920) veröffentlicht sein wohl bekanntestes Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus"
  • 1907-1911: "Ehernes Gesetz der Oligarchie" des deutsch-italienischen Soziologen Robert Michels (1876–1936): Führungsgruppen in politischen und gesellschaftlichen Organisationen orientieren sich an ihren eigenen Interessen und suchen vor allem persönliche Vorteile. Er emigriert später nach Italien und wird Faschist.[4]

1910er

  • 1916: Der italienische Volkswirt und Soziologe Vilfredo Pareto (1848–1923) bringt seine "Allgemeine Soziologie" heraus.

1920er

  • 1922: "Wirtschaft und Gesellschaft" des deutschen Soziologen, Juristen und Nationalökonomen Max Weber (1864–1920) wird postum veröffentlicht.
  • 1925: Der deutschsprachige Budapester Jude Karl Mannheim (1893–1947) veröffentlicht "Das Problem einer Soziologie des Wissens" in "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik"
  • 1927: Der Soziologe Pitirim Sorokin (1889–1968), ein russischer Exilant, der von Lenin schon zum Tode verurteilt worden war, veröffentlicht in den USA "Social Mobility". Er propagiert den Altruismus.
  • 1928: "Thomas-Theorem" vom US-amerikanischen Soziologen und Philologen William Isaac Thomas (1863–1947) und seiner zweiten Ehefrau Dorothy Swaine Thomas (1899–1977)
  • 1928: Pitirim Sorokin: "Die Soziologie der Revolution"
  • 1929: "Aufstand der Massen" des sehr elitär denkenden konservativen spanischen Philosophen, Soziologen und Essayisten José Ortega y Gasset (1883–1955)

1930er

  • 1930: Der deutsche Journalist, Soziologe, Filmtheoretiker und Geschichtsphilosoph Siegfried Kracauer (1889–1966) erforscht in "Die Angestellten" den Alltag
  • 1932: Der Deutsche Theodor Geiger (1891–1952) schreibt "Die soziale Schichtung des deutschen Volkes"
  • 1937: Der US-Amerikaner Talcott Parsons (1907–1979): "The Structure of Social Action"
  • 1939: Der deutsch-englische Soziologe Norbert Elias (1897–1990) schreibt eine Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit "Der Prozess der Zivilisation"

1940er

  • 1940: Der deutsche Philosoph, Anthropologe und Soziologe Arnold Gehlen (1904–1976) definiert in "Der Mensch" diesen als Mängelwesen mit biolgischer Sonderstellung.
  • 1944: "Zwei Stufen Theorie der Kommunikation": Der österreichisch-amerikanische Soziologe Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976) begründet mit „Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens“ über die amerikanische Präsidentschaftswahl 1940 die mikrosoziologische Denkrichtung. Er prägt die Begriffe "Meinungsführer" und "Mitläufereffekt".
  • 1947: Der deutsche Filmkritiker und Soziologe Siegfried Kracauer (1889–1966) verfasst "Von Caligari zu Hitler"
  • 1949: Der französische Schriftsteller und Philosoph Georges Bataille (1897–1962): "Der verfemte Teil"
  • 1949: Der US-amerikanische Soziologe Robert K. Merton (1910–2003): "Social Theory and Social structure". Er prägt den Begriff "Bezugsgruppe", an denen sich der Einzelne orientiert.

1950er

  • 1950: Der US-amerikanische Soziologe und Erziehungswissenschaftler David Riesman (1909–2002) veröffentlicht mit Nathan Glazer (* 1923) und Reuel Denney (1913–1995) dem Werk "The Lonely Crowd" (Übersetzung Die einsame Masse" 1956) einen Bestseller. Seiner Ansicht nach gibt es keine Machtelite, sondern ein pluralistisches Gegeneinander von „Veto-Gruppen"
  • 1951: Der kanadische Philosoph, Geisteswissenschaftler und Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan (1911–1980): "Die mechanische Braut: Volkskultur des industriellen Menschen"
  • 1955: Der britische Historiker, Soziologe und Publizist Cyril Northcote Parkinson (1909–1993) ironisiert soziologische Erkenntnisse mit dem Parkinsongesetz "Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht."
  • 1956: Der US-amerikanische Soziologe Charles Wright Mills (1916–1962) untersucht in seinem wegweisenden Werk die "Machtelite" (power elite) der USA, wie sie sich durch die Konzentrationsprozesse des New Deal gebildet hat.
  • 1956: Der israelische Soziologe Shmuel N. Eisenstadt (1923–2010) veröffentlicht "Generationengruppen und Gesellschaftsstruktur"
  • 1957: Der deutsche Soziologe Hartmut Schelsky (1912–1984) warnt in "Die skeptische Generation" vor dem Anspruchsdenken des entmündigten Bürgers.
  • 1958: Der deutsch-britische Soziologe, Politiker und Publizist Ralf Dahrendorf (1929–2009) schreibt seinen "Homo Sociologicus".
  • 1959: Der kanadische Sozialwissenschaftler Erving Goffman (1922–1982) entwickelt in seinem Bestseller "Wir alle spielen Theater" seine Sicht der öffentlichen Interaktion.

1960er

  • 1962: Die Habilitationsschrift von Jürgen Habermas (* 1929), Deutschland, wird als "Strukturwandel der Öffentlichkeit" veröffentlicht.
  • 1962: Marshall McLuhan: "Die Gutenberg-Galaxis: Das Ende des Buchzeitalters"
  • 1964: Marshall McLuhan veröffentlicht "Understanding Media" mit dem Schlagwort „Das Medium ist die Botschaft“
  • 1968: Die US-amerikanischen Soziologen Robert K. Merton und seine Ehefrau Harriet Zuckerman (* 1937) postulieren den nach dem Evangelisten benannten "Matthäus-Effekt", Erfolg schafft größeren Erfolg
  • 1968: Jürgen Habermas: "Erkenntnis und Interesse"
  • 1968: Ralf Dahrendorf veröffentlicht "Essays in the Theory of Society"; Am Rande des Freiburger FDP-Bundesparteitags diskutiert er mit Rudi Dutschke auf einem Autodach. Er wird 1969-70 Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsminister im Auswärtigen Amt für die FDP, 1987 tritt er aus der Partei aus.

1970er

  • 1970er: "Schweigespirale" ist eine von der konservativen deutschen Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann (1916–2010) formulierte Theorie der öffentlichen Meinung.
  • 1971: Die Deutschen Niklas Luhmann (1927–1998) und Jürgen Habermas: "Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung?"
  • 1971: Die US-amerikanische Schriftstellerin Elizabeth Janeway (1913–2005) veröffentlicht ihr Werk "Man’s World, Woman’s Place: A Study of Social Mythology."
  • 1973: Der US-amerikanische Soziologe Mark Granovetter (* 1943) schreibt den einflussreichen Aufsatz „The Strength of Weak Ties“ über soziale Netzwerke.
  • 1973: Der US-amerikanische Soziologe Daniel Bell (1919–2011) veröffentlicht "The Coming of Post-Industrial Society". Die Übersetzung: "Die nachindustrielle Gesellschaft" wurde 1975 veröffentlicht.
  • 1975: Die deutsche Feministin Alice Schwarzer (* 1942) schreibt "Der kleine Unterschied und die Folgen"
  • 1976: Der französische Medientheoretiker, Philosoph und Soziologe Jean Baudrillard [ʃo: bodri'ya:r] (1929–2007) veröffentlicht sein Werk "Der symbolische Tausch und der Tod"
  • 1977: Der aggressive linke Poststrukturalist Michel Foucault [ˈmiʃɛl fuˈko] (1926–1984), ein internationaler Medienstar aus Frankreich, schreibt "Überwachen und Strafen".[5]
  • 1979: Der französische Soziologe und Sozialphilosoph Pierre Bourdieu [pyär bur'dyö:] (1930–2002) erläutert in "Die feinen Unterschiede" seine Gedanken zum "Habitus"
  • 1979: Wissenschaftssoziologische Studie "Laboratory Life: The Social Construction of Scientific Facts" des Franzosen Bruno Latour (* 1947) und Briten Stephen Woolgar (* 1950).

1980er

  • 1980er: Die "Akteur-Netzwerk-Theorie" wird von den Franzosen Michel Callon [miˈʃɛl caˈlo:] (* 1945) und Bruno Latour (* 1947) sowie dem Briten John Law (* 1946) ausgearbeitet.
  • 1981: Jürgen Habermas publiziert seine "Theorie des kommunikativen Handelns"
  • 1984: "Paradigmawechsel der Systemtheorie“: "Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie" von Niklas Luhmann beschreibt funktionalstrukturalistische Theorie sozialer Kommunikationssysteme
  • 1985: Der US-amerikanische Medienwissenschaftler Neil Postman (1931–2003) schreibt das kulturpessimistische "Wir amüsieren uns zu Tode".
  • 1985: Jürgen Habermas veröffentlicht "Die neue Unübersichtlichkeit"
  • 1986: Der weltbekannte deutsche Soziologe Ulrich Beck (1944–2015) veröffentlicht sein Werk "Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne"
  • 1987: Norbert Elias veröffentlicht mit 89 "Die Gesellschaft der Individuen"

1990er

  • 1991: Der US-amerikanische Soziologe Steven Goldberg (* 1941) veröffentlicht sein Werk "When Wish Replaces Thought: Why So Much of What You Believe Is False"
  • 1991: Der US-amerikanischer Soziologe James Samuel Coleman (1926–1995) schafft das Bild der "Coleman'schen Badewanne"
  • 1993: Der US-amerikanische Soziologe George Ritzer (* 1940) stellt eine McDonaldisierungs-These auf als Erweiterung des Weberschen Rationalisierungsprozesses.
  • 1993: "Matilda-Effekt": Die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter (* 1944) postuliert einen nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage (1826-1898) benannten frauenfeindlichen Drang, Leistungen von Frauen zu bagatellisieren oder totzuschweigen.
  • 1994: Die US-Psychologen Richard Herrnstein (1930–1994) und Charles Murray (* 1943) schreiben das kontroverse Werk "The Bell Curve"
  • 1994: Der Schweizer Soziologe Peter Gross (* 1941) veröffentlicht "Die Multioptionsgesellschaft"
  • 1996: Pierre Bourdieu: "Über das Fernsehen"
  • 1996: Der spanische Soziologe Manuel Castells (* 1942), ursprünglich Marxist, wird mit "Das Informationszeitalter" zum internationalen Star. 2012 bekommt er den Holberg-Preis, 2013 den Balzan-Preis.
  • 1997: Niklas Luhmann: "Die Gesellschaft der Gesellschaft"
  • 1998: Der US-Naturwissenschaftler Alan Sokal (* 1955) kritisiert die Soziologen in "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen" scharf.

21. Jahrhundert

  • 2000: Der polnisch-britische Soziologe und Philosoph Zygmunt Bauman (* 1925) veröffentlicht sein pessimistisches Werk "Flüchtige Moderne". [6] [7]
  • 2000: Der britische Soziologe Anthony Giddens (* 1938) wird mit "Entfesselte Welt. Wie die Globalisierung unser Leben verändert" und "Die Frage der sozialen Ungleichheit" (The Third Way and Its Critics ) der meistzitierte Sozialwissenschaftler der Welt.[8]
  • 2000: Der kanadische "New York Times"-Journalist David Brooks ['däyvid bruks] (* 1961) schreibt "Bobos in Paradise: The New Upper Class and How They Got There." (Bobo steht für "bourgeois bohemians")
  • 2000: Der US-amerikanische Soziologe und Politikwissenschaftler Robert Putnam ['robert 'patnäm] (* 1941) veröffentlicht "Bowling alone" (erster Aufsatz unter dem Titel schon 1995)
  • 2000: Der US-amerikanische Journalist James Gleick [dʃäyms gli:k] (* 1954) veröffentlicht sein Werk "Schneller. Eine Zeitreise durch die Turbo-Gesellschaft"
  • 2004: Der US-amerikanische Journalist James Surowiecki [dʃäyms suro'viki] (* 1967), Redakteur beim "New Yorker", schreibt "Die Weisheit der Vielen – weshalb Gruppen klüger sind als Einzelne" (Original: The wisdom of crowds. Why the many are smarter than the few and how collective wisdom shapes business, economies, societies and nations) [9]
  • 2004: Der erstmals vergebene "Holberg-Preis" ist mit 4,5 Millionen norwegischen Kronen (etwa 550.000 Euro) dotiert
  • 2006: "Die Kultur des neuen Kapitalismus" des US-amerikanischen Soziologen Richard Sennett ['ritʃärd 'senet] (* 1943) erscheint.[10]

Weblinks

Quellen