Tió de Nadal

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Ein Tió de Nadal aus Katalonien
Ein Tió de Nadal wird mit Obst und Gemüse gefüttert und getränkt
Kinder bringen Tió de Nadal zum Herausspucken von Geschenken (um 1880, Zeichnung aus dem Magazin „La Llumanera de Nova York“)
Weibliche und männliche Tions - zu adoptieren oder zu befreien

Der Tió de Nadal (katalanisch, wörtlich übersetzt „der Weihnachtsonkel“, auch einfach „tió“, Plural „tions“ oder „tronc(a) de Nadal“, aragonesisch „tronca“, „toza“ oder „tízón de Nadal / Navidat“ und okzitanisch „cachafuòc“ oder „soc de Nadal“) ist eines der Elemente der katalanischen und aragonesischen Mythologie und eine tief in Katalonien, Aragon, Andorra und Okzitanien verwurzelte Weihnachtstradition. Auf Mallorca ist diese früher als „Nadaler“ bekannte Tradition nahezu verloren gegangen.

Trotz der vielen lokalen Variationen besteht die Tradition darin, einige Tage vor Weihnachten einen Baumstumpf oder dicken Ast zu besorgen und diesen als Tió de Nadal herzurichten. Normalerweise wird am 8. Dezember, dem Tag der Unbefleckten Empfängnis Marias, dieser Baumstumpf mit einer Decke bedeckt und in eine Ecke des Hauses gelegt, damit El Tió sich nicht verkühlt. Er wird täglich mit Obst, Äpfeln, Mandarinen und Äpfeln gefüttert, damit er zur Weihnachtsbescherung Süßigkeiten und vor allem Geschenke auswerfen (im etwas derben zum Brauch gehörigen Kinderlied „scheißen“) kann. In manchen Häusern besteht El Tió einfach aus einem Stück Holz, einem oder mehreren Stühlen, einem Stück Kork oder einer Holzschachtel jeglicher Größe, je nach der für die herauszugebenden Geschenke angemessenen Größe. In Katalonien trägt er immer die rote katalanische Bauenmütze („la barretina“).

El Tió repräsentiert eine Jahrhunderte alte Tradition, die ursprünglich mit der Natur, der Fruchtbarkeit und der Wintersonnenwende verbunden war. El Tió ist ein Ritual ländlichen Ursprungs und kennzeichnet Überfluss und Wohlergehen. Der alte, trockene Stamm spendet Süßigkeiten und Bonbons und eben auch die Weihnachtsgeschenke aus seinem Inneren heraus. Es gilt als Zeichen der Wiedererwachens der Natur nach der langen Wintersaison. Mit zunehmender Modernität und dem Verschwinden des Feuers auf dem Boden der Häuser verschwanden ursprüngliche Bräuche wie Kot zu verbrennen oder die zugehörigen Bräuche rund um die zurückgelassene Asche. Diese dienten ursprünglich als Schutzhelfer gegen Blitze, Motten und andere Gefahren in Häusern und auf Feldern. Dafür lebte die Tradition des Tió de Nadal weiter.

Für diese Tradition gibt es auch den Namen „Cagatió“, der sich direkt auf das Fest der Bescherung bezieht, bei dem El Tió, der Weihnachtsonkel, Geschenke herausrücken oder eben derber „scheißen“ soll (katalanisch: „cagar“, deutsch: „scheißen“, kann hier auch als „herausspucken“ wiedergegeben werden). Hier wird das für deutschsprachige Leser etwas derb wirkende oben bereits erwähnte Kinder- und Bescherungslied ausschnittsweise in katalanischer Sprache aufgegriffen. Es existieren zahlreiche Strofen und Varianten.


Caga Tió!
Ametlles, avellanes i torró.
No caguis arengades.
Que són massa salades.
Caga torrons que són mes bons.
Si no cagues tió.
Et donaré un cop de bastó.


Scheiß (Spucke heraus) Tio!
Mandeln, Nüsse und Torrons (Weihnachtsgebäck).
Scheiß (Spucke heraus) keine Heringe.
Denn die sind zu salzig.
Scheiß (Spucke heraus) Torrons, die sind viel besser.
Wenn du nicht scheißt (heraus spuckst) Tió.
Dann geben wir dir einen Stockschlag.


Die Kinder singen zur Bescherung dieses Lied, tanzen um Tió, drohen ihm dabei im Rhythmus der Musik mit kleinen Stöcken oder versetzen leichte Stockschläge auf die die Geschenke verbergende und Tió ummantelnde Decke. Nach Absingen des Liedes zieht der Familienvater die Decke weg und die kleinen und großen Kinder nehmen ihre Geschenke in Empfang.

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