Chronik der Vitamine

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Chronik der Vitamine (aus Einfachheitsgründen inkl. "Vitamin D", der keiner ist)

James Lind
Christiaan Eijkman
Datei:GyorgyiNIH.jpg
Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt, ca. 1948
Paul Karrer, 1937

Antike

  • 1550 v. Chr.: Im ägyptischen "Papyrus Ebers" wird Skorbut beschrieben, die älteste bekannte Avitaminose.
  • 100: Der antike griechische Arzt Soranos von Ephesos beschreibt "Rachitis" (Vitamin-D-Mangel)

Mittelalter

  • 7.Jh.: Die B1-Avitaminose "Beri-Beri" ist in China bekannt.

Neuzeit

  • 1597: "Hypervitaminose": Gerrit de Veer (um 1570 - nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A haltiger Eisbärenleber erkrankt wären.
  • 1617: Der englische Militärarzt John Woodall (1570–1643) empfiehlt Zitronensaft gegen Skorbut
  • 1629/1630: Der niederländische Tropenmediziner Jacob de Bondt (1592–1631) beschreibt auf Java Beriberi, der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf".
  • 1645: Auch der englische Mediziner Daniel Whistler (1619-1684), vgl. Antike, beschreibt Rachitis, einen Vitamin-D-Mangel (streng genommen ist D kein Vitamin)[1]
  • 1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt Gaspar Casal (1681-1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut'
  • 1747: Der schottische Marinearzt James Lind (1716-1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern; es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v.a. durch James Cook (1728-1779). Im 19. Jh. geht diese Erkenntnis aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907.
  • 1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt Thomas Christie stellt Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.[2]
  • 1816: Der französische Anatom und Physiologe François Magendie [frɑ̃ˈswa maʒɑ̃ˈdi] (1783 -1855) erkennt bei Tierversuchen, dass Vitamin A-Mangelsymptome der Versuchstiere denen armer Kinder ähnlich sind.[3]
  • 1842: Der englische Mediziner George Budd (1808-1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind.
  • 1863: Der französische Arzt Pierre Bitôt (1822-1888) beschreibt Bitotflecken durch Vitamin A Mangel.
  • 1867: Nicotinsäure/Niacin wird entdeckt, aber noch nicht als Vitamin B3 verstanden (heute is der Name b3 auch ungebräuchlich)
  • 1881: "Wernicke-Enzephalopathie", eine weitere Krankheit bei B1-Mangel, wird beschrieben.
  • 1884: Der japanische Marinearzt Takaki Kanehiro (1849-1920) beweist durch Experimente, dass "Beriberi" durch Umstellung auf unpolierten Reis geheilt wird, Takakis Erkenntnisse werden 20 Jahre lang selbst in Japan ignoriert.
  • 1894: Der niederländische Arzt, Pathologe und Hygieniker Christiaan Eijkman (1858-1930) macht 10 Jahre später in Indonesien praktisch das gleiche wie Takaki und bekommt den Nobelpreis. Es ist auch erst Eijkmans Mitarbeiter Gerrit Grijns (1865-1944), der Beriberi als Mangelkrankheit erkennt, Eijkman selbst dachte, dass es um Vergiftungen geht, dass es in der Reisschale ein Gegengift zum giftigen Reiskern gibt. Weil Grijns Befund lange nicht übersetzt wird, bekommt Eijkman den Preis und nicht Grijns.[4]
  • 1898: Ein neuer Einflussfaktor wird entdeckt, man nennt ihn im 20.Jh. zunächst "Vitamin H" wegen seinen Auswirkungen auf Haut und Haar, dann Vitamin B7/Biotin.
  • 1907: Der norwegische Bakteriologie Axel Holst (1860-1931) und norwegische Pädiater Theodor Frølich (1870-1947) veröffentlichen die Ergebnisse von Tierversuchen über Skorbut. Diese beweisen abermals, dass es eine Mangelkrankheit ist, was damals in Vergessenheit geraten war.
  • 1910: Der japanische Wissenschaftler Umetaro Suzuki (1874–1943) isoliert das Vitamin B1, wegen seines Schwefelgehaltes auch "Thiamin" genannt.
  • 1912: Der polnisch-amerikanische Biochemiker Casimir Funk (1884-1967), der Suzukis Ergebnisse nicht kennt, isoliert ebenfalls B1 und prägt den Begriff "Vitamin" in der irrigen Annahme, dass alle solche Stoffe Amine enthalten.
  • 1913: Vitamin A1 (Retinol) wird durch den US-amerikanischen Biochemiker Elmer McCollum (1879-1967) und Marguerite Davis (1887-1967) entdeckt.
  • 1914: Der US-amerikanische Mediziner Joseph Goldberger (1874-1929) wird vom Surgeon General mit der Untersuchung von Pellagra beauftragt. Goldberger erkannte bald, dass es sich um eine Folge von Fehlernährung handelt.
  • 1916: Der US-amerikanische Biochemiker Elmer McCollum (1879-1967) setzt die Großbuchstaben als Abkürzungen durch, v.a. weil man sie noch nicht völlig entschlüsselt hat.
  • 1918: Der britische Biochemiker Jack Drummond (1891-1952) benennt Vitamin C
  • 1918: Das Pro-Hormon Vitamin D3 (Cholecalciferol/Colecalciferol oder kurz Calciol), die aktive Form des Vitamin D, wird später in Fischleberöl vom deutschen Chemiker Hans Brockmann (1903-1988) isoliert.[5]
  • 1920: Vitamin B2 (Riboflavin) wird aus Milch isoliert und eine Zeitlang Vitamin G genannt. Bei Mangel gibt es Hautprobleme, vermindertes Sehvermögen und eine Wachstumsverzögerung bei Kindern.
  • 1922: Der deutsche Chemiker Adolf Windaus (1876-1959) gewinnt Vitamin D2 (Ergocalciferol). 1928 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.
  • 1922: Vitamin E, ein Sammelbegriff für fettlösliche Substanzen wie α-Tocopherol und Tocotrienole wird vom US-amerikanischen Anatomen und Endokrinologen Herbert McLean Evans (1882-1971) und seiner Assistentin Katharine Scott Bishop (1889-1976) in Weizenkeimöl nachgewiesen.

Beginn der optischen Entdeckung und Synthetisierung

  • 1926: Der niederländische Chemiker Barend Coenraad Petrus Jansen (1884-1962) und der niederländische Physiologe und Hygieniker Willem Frederik Donath (1889-1957) sehen Vitaminkristalle
  • 1926: Vitamin B12 (Cobalamin) wird nachgewiesen. Ein Mangel führt zu "Perniziöser Anämie". Der US-amerikanische Pathologe George Hoyt Whipple (1878-1976), George Richards Minot (1885-1950) und William Parry Murphy (1892-1987) erhalten 1934 den Nobelpreis für Medizin. Trotz des irreführenden Namens gibt es nur acht B-Vitamine.
  • 1927: Vitamin D wird nach dem Windaus-Verfahren fotochemisch synthetisiert
  • 1928: Der ungarische Mediziner und Biochemiker Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt (1893-1986) isoliert Vitamin C. Er gibt ihm die Bezeichnung A-Scorbin-Säure (Säure gegen Skorbut). Er erhält 1937 den Nobelpreis für Medizin. Der britische Chemiker Walter Norman Haworth (1883-1950) erhielt 1937 den Nobelpreis für Chemie.
  • 1929: Vitamin K1 (Phyllochinon) (K für Koagulation) wird in Luzerne gefunden. K1 ist wichtig für Photosynthese. Es gibt zwei natürlich vorkommende Formen von Vitamin K: Vitamin K1 und von Mikroorganismen im Darm gebildetes Vitamin K2. Vitamin K3 (Menadion) wird heute nicht mehr eingesetzt.[6]
  • 1931: Der Schweizer Chemiker Paul Karrer (1889-1971) isoliert (Reindarstellung) Vitamin A
  • 1931: Das wasserlösliche Vitamin B5 (Pantothensäure) wird vom US-amerikanischen Biochemiker Roger Williams (1893-1988) entdeckt.[7] und Vitamin B7 (Biotin)
  • 1932: Tadeus Reichstein (1897-1996), ein wegen Pogromen aus Russland in die Schweiz geflohener Jude, stellt das Vitamin C auf dem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignet. Ab 1934 wurde es bei Hoffmann La Roche massengefertigt.
  • 1933: Die englische Hämatologin Lucy Wills (1888-1964) erforscht in Indien einen Stoff, der seit 1941 Vitamin B9 (Folsäure) genannt wird.
  • 1934: Paul Gyorgy (1893-1976) entdeckt Vitamin B6 (Pyridoxin) in Reiskleie
  • 1935: "α-Tocopherol (Vitamin E)" wird von der US-amerikanischen Biochemikerin und Ernährungswissenschaftlerin Gladys Anderson Emerson (1903-1984) isoliert.
  • 1936: Das wasserlösliche Vitamin B3 (Niacin) wird vom Amerikaner Conrad Elvehjem (1901-1962) in der Leber gefunden, es ist identisch mit der schon seit 1867 bekannten Nicotinsäure. Mangelerscheinungen sind selten, da es in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist.[8]
  • 1936: Fritz Kögl (1897-1959) und sein Doktorand Benno Tönnis isolieren B7 (Biotin) (stellen es in Reinform dar).
  • 1937-1942: Der US-amerikanische Nobelpreisträger Vincent du Vigneaud (1901-1978) klärt die Struktur von B7 vollständig.
  • 1938: Der deutsche Chemiker Erhard Fernholz (1909-1940) klärt die Struktur von Vitamin E, Paul Karrer (1889-1971) synthetisiert es.
  • 1938: Samuel Lepkovsky (1899-1984) isoliert Vitamin B6 , vgl. 1934.
  • 1941: Vitamin B9 (Folsäure), es nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt auch zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß.
  • 1947: Vitamin A wird von dem niederländischen Chemikern David Adriaan van Dorp (1915-1995) und Jozef Ferdinand Arens (1914–2001) synthetisiert.
  • 1948: Entdeckung von Cobalamin (B12) unabhängig voneinander von einem Team um den US-amerikanischen Biochemiker Karl August Folkers (1906-1997) und einem britischen Forscherteam um den britischen Chemiker Ernest Lester Smith (1904-1992).
  • 1955: Die britische Biochemikerin Dorothy Crowfoot Hodgkin (1910-1994) kann durch Röntgenbeugung die B12-Struktur klären.
  • 1957: Der Amerikaner J.J.Burns weist nach, dass Menschen das Enzym "L-Gulonolactonoxidase" nicht selbst produzieren können und daher Vitamin C brauchen.
  • 1957: "Ubichinon-10" (Koenzym Q10), verwandt mit Vitamin E und K, wird von WI Erika Schwartz und Kyowa Hakko USA entdeckt, ein Team um Karl Folkers beschreibt ein Jahr später seine Struktur. [9]
  • 1972: Totalsynthese des Vitamins B12 durch den Schweizer Chemiker Albert Eschenmoser (* 1925) und den US-amerikanischen Chemiker Robert B. Woodward (1917-1979).

Weblinks

Quellen